
Burnout
Erst unfassbar angespannt, dann völlig entkräftet. Ein Zustand jenseits von allem, was von der bisherigen Erfahrung gedeckt ist. Ausgebrannt nennt man das. Oder Burnout.
Burnout – nicht, wie es im Buche steht
Ich wurde im Sommer 2019 krankgeschrieben, und sollte es für lange Zeit bleiben. In dieser Zeit habe ich Vieles über Burnout gelesen, in diversen Büchern, Ratgebern Hilfe gesucht – aber mich in Vielem, was dort beschrieben stand, nicht wiedergefunden. Ich bekam auch nicht viel Hilfe – im Wesentlichen saß ich viele Monate lang zuhause. Ich musste mich deshalb selbst auf den Weg machen und fragen und suchen.
Auf diesen Seiten möchte ich von meinen Erfahrungen, Schwierigkeiten und Entdeckungen erzählen, fragen, suchen und forschen, und alles teilen, auf das ich unterwegs stoße.

Wie ich es erlebt habe – mein Erfahrungsbericht
Tiefgreifend und krass. Absolut lebensverändernd. Ein Zustand, der völlig abgetrennt ist von allem, was so zur normalen Lebenserfahrung zählt, überhaupt nichts mit „Müdigkeit“ oder einer temporären Kraftlosigkeit oder ähnlichen Dingen zu tun hat, wie man sie immer mal wieder erlebt.
Im Folgenden berichte ich dir von meinen Erfahrungen in dieser Lebensphase, mit diesem „Syndrom“.
- Mein Weg ins Burnout
- Erfahrungen mit der Krankschreibung und Diagnose
- meine Symptome – wie es sich angefühlt hat
- meine Versuchen, klarzukommen
- dem, was ich unterwegs entdecken durfte
Ein Burnout – was ist das überhaupt?
Tja, darüber ist sich die Fachwelt nicht wirklich einig. Burnout, das ist kein definierter Zustand. Eingeführt hat den Begriff erstmals Herbert Freudenberger im Jahr 1974, und damals bezog er das „Ausgebranntsein“ auf einen Zustand, in den Menschen in sozialen Berufen geraten konnten. Später rückten auch überarbeitete Manager in den Fokus – ebenso wie ähnliche Formen der Erschöpfung, die abseits der Arbeitsumgebung entstanden, etwa bei der Pflege von Angehörigen oder berufstätigen Müttern und Vätern.
Als ich im Jahre 2021 bei einem Neurologen und zertifizierten Schmerztherapeuten saß und ihm über den Ursprung meiner Schmerzen im Burnout erzählte, da winkte dieser ab: Ach, Burnout, naja, also ob das überhaupt existiere. Ich war vollständig baff. Im Jahr 2021 war es möglich, dass jemand den Einfluss von Stress auf unsere Gesundheit bestritt? Die Tatsache, dass chronischer Stress krank machen kann?
2022 erschien die überarbeitete Ausgabe der Internationalen Klassifikation der Krankheiten, des ICD-11. Hier wird Burnout erstmals aufgenommen unter der Ziffer QD85, jedoch nicht als eigenständige Krankheit, sondern in einem Zusatzabschnitt unter „Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen“. Die dortige Definition als Syndrom, also eine Zusammenfassung bestimmter Symptome, die mit den Folgen von beruflicher Überlastung im Zusammenhang stehen, sieht sich vielfacher Kritik ausgesetzt.


Burnout Phasen
Was Burnout genau ist, lässt sich also noch immer nicht fassen, aber festzustehen scheint, dass es in unterschiedlichen Phasen verläuft. Am Anfang steht meist eine große Motivation und ein hoher Anspruch an sich selbst – am Schluss die totale Erschöpfung. Von manchen Fachleuten wird dieser Weg in zwölf, von anderen in vier oder gar nur drei Phasen beschrieben.
Insbesondere dann, wenn du denkst, vielleicht selbst in der Spirale zu stecken oder dich fragst, ob jemand in deiner Nähe betroffen sein könnte, ist es wichtig, sich mit den Phasen zu befassen. So kannst du besser die verschiedenen Warnsignale verstehen. Eine gute Übersicht gibt es hier: Phasenmodelle Burnout.
Symptome – wie fühlt es sich an
Burnout, das ist „ein komplexes Beschwerdebild“, soviel kann mal lesen. Die Ausprägung ist individuell und stark abhängig vom Stadium in dem Betroffene sich befinden1. Die Neudefinition ICD-11 orientiert sich an den drei Burnout-Kriterien von Maslach.
Hauptdimensionen des Burnout-Syndroms im ICD-11:
- als Kernsymptom das Gefühl von Energieverlust und Erschöpfung
- zunehmende Distanz zur eigenen Arbeit, negatives Denken und Zynismus
- verringerte Leistungsfähigkeit im Beruf
Der Symptomkatalog fällt also sehr knapp aus und lässt Vieles von dem, was andernorts als Begleitsymptome erwähnt wird, außen vor. Vor allem Schlafstörungen scheinen zu fehlen. Fachleute kritisieren, dass ja die Ausprägung der Symptome in den verschiedenen Phasen ganz unterschiedlich ist. So kann jemand eben noch keine Distanz entwickelt haben, aber sich trotzdem schon im Burnout-Prozess befinden.
Körperliche Symptome?
Aus meiner eigenen Erfahrung kommen zu einer tiefgreifenden Erschöpfung vor allen Dingen auch viele körperliche Symptome. Diese sind einerseits wichtige Frühwarnzeichen, andererseits machten sie aber auch einen wesentlichen Teil dessen aus, womit ich so schwer zu kämpfen hatte im Zustand des Ausgebranntseins.


Was sind die Ursachen?
Auch über die Ursachen wurde und wird gestritten. Bezieht sich Burnout nur auf die Folgen von beruflichen Belastungen? Oder kann es die Folge von Überlastung im Leben allgemein sein?
Mit der Neudefinition im ICD-11 wird Burnout ausschließlich auf den beruflichen Kontext bezogen. Dies ist, wie schon erwähnt, sehr umstritten ist und stößt auf regen Widerspruch auch von Expert:innen2. Warum sollte Überlastung ausschließlich im Beruf möglich sein? Warum sollte sich eine Erschöpfung anders äußern, wenn sie beruflich bedingt ist?.
Wie kommt man da wieder raus?? Behandlung und Selbsthilfe
Bei der Frage nach der richtigen Behandlung ist die Phase entscheidend, in der sich jemand befindet. Hat sich eine Depression entwickelt, so gehört diese in professionelle psychotherapeutische oder psychiatrische Behandlung; je nach Schwere ambulant oder stationär in einer Klinik.
Ratlosigkeit?
Ich saß schon ziemlich tief in der Scheiße – aber ohne völligen Zusammenbruch. Es war schwierig, Hilfe zu erhalten. Meine Hausärztin wusste glaube ich auch nicht so recht, was sie mit mir anfangen sollte. Als ich dann endlich eine Psychotherapie anfangen konnte, half mir das einerseits sehr für die Stabilisierung – andererseits blieb ich mit vielen drängenden Problemen wie Schmerzen, Unruhe allein. Physiotherapie brachte mir keine Hilfe, und ich fühlte mich allein gelassen mit meinen Problemen.
In den schlimmsten Momenten auf sich gestellt
Typische Empfehlungen zur Burnout-Behandlung beziehen sich auf Psychotherapie und Stressmanagement. Betroffene sollen ein Verständnis erlangen, wie und warum sie hier hineingeraten sind – und lernen, besser mit Belastung und Stress umzugehen. Was mir bei alledem fehlte, war konkrete Hilfe für mein verzweifeltes Jetzt – den Zustand der totalen Erschöpfung, mit vielerlei Schmerzen, einem streikenden Körper.


Folgen von chronischem Stress
Burnout ist eine Folge von chronischem Stress – so viel scheint eindeutig zu sein. Um Burnout zu verstehen – und Licht in das Dunkel des unscharf umrissenen „Syndroms“ bringen zu können, ist es meiner Meinung nach notwendig, Stress und seine Folgen für Körper und Seele verstehen zu lernen.
Ich hatte das große Glück, dass in meiner Nähe kein Therapieplatz zu ergattern war – und ich deshalb an die Uni in Freiburg geriet. Dort gibt es, wie ich entdeckte, eine „Ambulanz für stressbedingte psychische Erkrankungen“, also einen Ort, an dem man sich auch forschend mit dem Einfluss von Stress auf die psychische Gesundheit befasste. Ich werde hier erzählen, was ich dadurch entdeckt hab!

Hier schreibt Margit als Betroffene
Auf dieser Webseite gebe ich meine persönlichen Erfahrungen mit Diagnose, Symptomen, Behandlung von Burnout und Fibromyalgie wieder. Ich erzähle von meinem Leben mit chronischen Schmerzen und Erschöpfung und von meinen Fragen, Gedanken und Nachforschungen. Ich versuche alles nachzuprüfen und mit Quellen zu belegen. Aber ich bin nur eine (wissensdurstige) Betroffene, keine Ärztin oder Therapeutin. Wende dich bei medizinischen oder psychischen Problemen immer an eine Fachperson!